Nach einer stress- und staufreien Anreise erreichten wir nach ca. 6h reine Fahrzeit gegen 23:00 Uhr Kematen in Tirol. Im Gästehaus Gritsch erwarteten uns bereits 3 gekühlte Bier. Nach einer kurzen Relaxphase und Herrichtung der Wanderklamotten schliefen wir gegen 24:00 Uhr ein.
Um 6:00 Uhr war die Nacht zu Ende und wir standen auf. Die letzten Vorbereitungen wurden getroffen, sodass wir nach einem üppigen Frühstück gegen 7:15 Uhr in Richtung Gschnitz aufbrechen konnten. Da leider kein Taxi zu bekommen war, hat uns freundlicherweise die liebe Nicole (Besitzerin vom Gästehaus Gritsch und über 3 Ecken mit Ralf verwandt) mit dem Auto gefahren. Gegen 8:15 Uhr erreichten wir die Lapones-Alm, von wo aus wir den Aufstieg zur Bremer Hütte begannen.

Schon nach den ersten Höhenmetern war uns bewusst, welch anstrengender und schwieriger Aufstieg uns bevorstand.

Im Laufe der nächsten Stunde, die aufgehende und im stärker scheinende Sonne tat ihr übriges, merkten wir, dass wir möglicherweise mit der ursprünglichen Etappenplanung (Übergang von der Bremer zur Nürnberger Hütte) ein wenig zu hoch gegriffen haben. Wir erreichten nach ca. 4h die Bremer Hütte (2.413m) und waren uns sehr schnell einig, den Übergang zur Nürnberger Hütte heute nicht mehr angehen zu wollen.

Hier hat eindeutig die Vernunft gesiegt, unsere schlechten Erfahrungen aus unserer ersten Hüttentour im Jahr 2006 haben uns vorsichtiger werden lassen, doch dazu später mehr. Nach unserem ersten Weizenbier und einer leckeren und warmen Hüttenmahlzeit bezogen wir unser Zimmer und genossen anschließend die warme Dusche. Unsere neue Route wurde wie folgt festgelegt:
· Donnerstag, den 24.09.2009 Übergang zur Nürnberger Hütte
· Freitag, den 25.09.2009 Übergang zur Sulzenau Hütte
· Samstag, den 26.09.2009 Übergang zur Dresdner Hütte
Die Stornierung und Neureservierung der Hüttenunterkünfte funktionierte problemlos. Bei einigen gekühlten Radlern ließen wir den Nachmittag gemütlich auf der Sonnenterasse ausklingen und gingen zum gemütlichen Teil des Abends über. Nach dem Abendessen im gemütlichen Gastraum der Hütte und anschließendem Würfelspiel („Einser raus“) hatten wir noch einen geselligen Ausklang des Abends. Um 21:00 Uhr begann unsere Nachtruhe.
Gegen 6:30 Uhr standen wir auf. Nach kurzer Wäsche und Zusammenpacken unserer Sachen ging es zum Frühstück. Wie hatten wir uns nach diesem Gaumengenuß gesehnt (Kümmelbrot, Butter, Marmelade und Instantkaffee). Um 7:45 Uhr brachen wir in Richtung Nürnberger Hütte auf.

Nach ca. 1,5h und einem steilen und felsigen Aufstieg erreichten wir die ehemalige Zollhütte (2.860m) am Simmingjöchl.

Die Aussicht von dort ist einfach phänomenal. Wir konnten bereits unser heutiges Etappenziel erkennen.

Der Abstieg war eine echte Herausforderung und setzte unsere vollste Konzentration voraus. Es war gestern die absolut richtige Entscheidung, diese Etappe auf heute zu verschieben.

Gegen 11:30 Uhr machten wir unsere traditionelle Mittagspause mit Süppchen, Kräcker und ahler Wurscht. Als Rastort suchten wir uns ein idyllisches Plätzchen in der Sonne aus.Anschließend genossen wir die Zeit auf einem Felsen mit einem sanften Rauschen eines nahegelegenen Gletscherbaches im Hintergrund. Gegen 12:30 Uhr brachen wir zur 2ten Hälfte unserer heutigen Etappe auf. Diese hatte noch einige interessante und schwierige Kletterstellen zu bieten.

Hier wurde unsere Lust nach mehr geschürt. Solche Kletterstellen machen Spaß und sind ein bisschen das Salz in der Suppe für passionierte Bergwanderer, so wie wir welche sind.

Um 14:30 Uhr erreichten wir die Nürnberger Hütte (2.297m). Das obligatorische Begrüßungsweizen schmeckte wie immer hervorragend. Nach einer warmen Dusche und anschließendem Kaffeegedeck ging der Nachmittag rasch vorbei. Dabei beobachteten wir einen Bergsteiger, der im nahegelegenen Klettersteig bis zum Gipfel hochkraxelte.Reinhold reifte dabei der Gedanke, daß wir uns morgen früh mal kurz den Klettersteig /-garten einmal aus der Nähe ansehen sollten. Ggf. können wir dann ja mal ein bisschen „üben“. Der Abend verlief sehr gemütlich bei einem zünftigen Essen und einigen gekühlten Bieren. Auch unser Würfelspiel („Einser raus“) durfte nicht fehlen. Gegen 21:00 Uhr fielen wir müde in unsere Betten.
Wir standen wieder um 6:30 Uhr auf und wussten schon beim ersten Blick aus dem Fenster, daß der Tag heute zunächst nebelig und trüb werden sollte. Man konnte nur wenige Meter weit sehen.

Beim Frühstück (`hmm´ wie lecker) entschieden wir uns direkt in Richtung Sulzenau Hütte aufzubrechen und nicht wie geplant noch einen Abstecher zum Klettersteig / -garten zu machen. Der Anstieg war steil, der Nebel und die Wolken taten ihres dazu, dass wir sehr konzentriert vorwärtskamen. Die Betriebstemperatur war schnell erreicht und der Schweiß floss in Strömen. Je höher wir kamen umso klarer wurde die Luft bis wir nach ca. 1,5h über den Wolken in die Sonne blickten und die Meierspitze als Zwischenziel erkennen konnten. Die Aussicht auf unseren ersten Gipfel in unserer noch jungen „Alpin-Karriere“ motivierte uns mit dem kompletten Gepäck die letzten ca. 50 Hm zu erklimmen. Der Ausblick am Gipfelkreuz (2.775m) ist gigantisch,

auch unsere Hütte für heute konnten wir erkennen.

Nach Gipfelfoto und dem Eintrag ins Gipfelbuch machten wir uns auf zum Abstieg. Dieser war im Vergleich zum Aufstieg recht zahm und stellte uns vor keine Probleme. Nach 1h erreichten wir den Grünausee, der durch sein grün / türkis / blaufarbenes Wasser sehr bekannt ist.

Ein idealer Platz für unsere Mittagspause mit Süppchen, Kräcker und ahler Wurscht. Gut gestärkt ging es auf das letzte Teilstück für heute. An der Hütte angekommen, entschieden wir uns ohne Gepäck in Richtung Sulzenauferner zu marschieren. Wir nahmen unser Klettergeschirr mit, da wir noch an einem Klettergarten vorbeikommen sollten. Problem war nur, dass dort nur Haken und keine Seile in den Felsen befestigt waren. Da wir selber auch keine Seile mithatten, konnten wir unsere Kletterkünste nicht ausbauen.

Das letzte Teilstück bis zum Gletscher ging Marco alleine und hat echt tolle Fotos gemacht. Um 15:30 Uhr waren wir zurück an der Hütte und wir bezogen unser Zimmer. Die warme Dusche war wie immer wunderbar. Bei Kaffee und Kuchen planten wir dann unsere morgige Abschlusstour zur Dresdner Hütte und abschließendem Abstieg zur Mutterbergalm. Zwischenzeitlich bemerkten wir, dass es begann zu regnen. Dies könnte ggf. Auswirkungen auf unsere morgige Etappe haben und uns dazu „zwingen“ morgen den Abstieg direkt anzugehen, doch dazu später mehr. Der Abend verlief wie immer gemütlich bei leckerem Essen, einigen Bierchen sowie natürlich auf unserem Würfelspiel. Auch die „Zwischendurchgespräche“ waren wie immer sehr unterhaltsam und kurzweilig. Schnell war es wieder 21:00 Uhr und unser Bett rief. An dieser Stelle müssen wir noch eine kleine Story erzählen.
Die Hüttenwirtin meinte, wir könnten auch morgen früh bezahlen.
Auf ihre Frage, wann wir denn frühstücken wollten und unserer Antwort „zwischen 6:30 und 7:00 Uhr“ revidierte Sie ihre Meinung umgehend und wollte sofort kassieren.
Im gleichen Moment kam der Hüttenwirt zur Tür herein und entgegnete der Hüttenwirtin:
„Ich bin doch den ganzen Sommer über jeden morgen um diese Zeit da, also können die Gäste auch morgen früh bezahlen.“
Ist schon ein bisschen seltsam und amüsant, oder???
Beim Hinaufgehen in unser Zimmer sahen wir nochmal aus der Türe, es regnete nicht mehr, so daß wir mit positiven Gedanken einschliefen.

Der Aufstieg in Richtung unseres zweiten Gipfels unserer diesjährigen Tour (lt. Wegweiser nur für Geübte) hatte es tatsächlich in sich. Mehrere Kletterstellen mit jeweils bis zu 40Hm erforderten unsere vollste Konzentration und die letzten Kraftreserven.

Je höher wir kamen, umso mehr kam die Sonne über dem Nebel und den Wolken hervor.

Die letzten Meter des Aufstiegs zogen sich in die Länge. Dort angekommen trauten wir unseren Augen nicht. Zum einen hatten wir einen phänomenalen Ausblick auf alle umliegenden Gebirgszüge. Zum anderen hatten wir eine „wahre Gratwanderung“ zum Gipfelkreuz des großen Tröglers (2902 m) vor uns. Rechts und links des schmalen Grades war nicht mehr als nur unheimliche Tiefe.

Am Gipfel angekommen überwogen wieder der Stolz und die Gewissheit einen weiteren Gipfel bestiegen zu haben.

Wir unterhielten uns kurz mit 2 anderen Bergwanderern, die die umgekehrte Route gingen. Unser Abstieg hat keine Kletterstellen, „nur“ einige rutschige Stellen mit Schlamm und Geröll. Wir erreichten die Dresdner Hütte nach ca. 1,5h und waren ziemlich müde und abgekämpft. Trotzdem waren wir uns schnell einig, den Abstieg ins Tal ohne motorische Hilfsmittel (Seilbahn) anzugehen. Wir stärkten uns in der Hütte und erreichten unser Abschlussziel (Mutterbergalm) nach einer weiteren Stunde. Dort wartete bereits der Linienbus, der uns nach Innsbruck brachte. Von dort nahmen wir uns ein Taxi bis nach Kematen. Der Taxifahrer war so freundlich noch einen kostenlosen Zwischenstopp in Völs zu machen. Dort kauften wir einen Blumenstrauß für Nicole (warum, siehe Tag 1). Gegen 17:00 Uhr waren wir wieder wohlbehalten zurück in unserer Pension. Den Abschlussabend verbrachten wir im Restaurant Bierwirt in Kematen und ließen diese mehr als gelungene Tour Revue passieren.
Noch ein Tipp für die Planung, die Reservierung von Betten im Zimmer ist sinnvoll. Dabei sind jedoch oftmals deutliche Preisunterschiede bei gleicher Leistung nicht selten (z.B. gab es warme Dusche zwischen kostenlos und 4 € für 3 min).
Und natürlich gibt es auch wieder Bilder zu dieser Tour.
Ralf, Reinhold und Marco